Kalsarikännit – wie bitte? Wer sich jetzt fragt, ob man das essen kann, den muss ich leider enttäuschen. Die Auflösung gibt’s aber am Ende. Herzlich willkommen in Finnland (genauer gesagt im Südosten des Landes) auf einer Insel inmitten des größten Sees des Landes und näher an der russischen Grenze als sonst irgendwo. Der Saimaa-See ist mit rund 4370 km2 der viertgrößte natürliche See Europas und meine „Teilzeit-Heimat“ seit Februar 2018, denn ich darf hier mein letztes Semester verbringen und mir viel von der nordischen Physiotherapie abschauen.

Nach meiner Ankunft und einer ersten Situationsanalyse war schnell klar: Das Lauftraining muss hier genau getimt werden, um das Zeitfenster zu finden, in dem es wärmer als -15° Grad ist – und das war neben Praktikum und den eher dünn gesäten Stunden an Tageslicht damals gar nicht so einfach. Aber: Wo ein Wille, da auch ein Weg. So kam es also, dass ich nach kurzer Zeit beschloss, mich für einen Wettkampf in der Hauptstadt anzumelden. „Helsinki10“ am 28. April 2018 it should be – gedacht, getan.

Voller Vorfreude und Aufregung musste ich das natürlich meinen Freunden zuhause erzählen und war dann umso mehr überrascht, als ich ein paar Tage später ein Foto mit vielen lustigen finnischen Wörtern zugeschickt bekam. Mit großem Bemühen diesen Text halbwegs verständlich zu übersetzen, konnte ich ein wenig später aufgeregt feststellen: Ich würde Besuch aus der Heimat bekommen. Mein Teamkollege Christof Großegger hatte beschlossen, nun endlich auch eine offizielle 10 Kilometer-Zeit in Angriff zu nehmen. Meine Freunde sind zwar verrückt, aber doch die besten! 😉

Tag X begrüßte uns dann mit einer eher untypisch großen Portion an finnischem Sonnenschein und den perfekten Lauftemperaturen. Das Rennen selbst war auch ziemlich genial. Der flache Rundkurs führte aus dem Herzen der Stadt vorbei am Hafen und der Küste mit letztendlich viel Rückenwind zurück in die Nähe des Hauptbahnhofes. Ich konnte mich inmitten der 351 Starterinnen mit neuer PB auf die 10 Kilometer und Rang 13 behaupten. Dasselbe gelang auch Christof, der sich nach anfänglicher Skepsis über diese „soooo langen 10 Kilometer“ ebenfalls mit Platz 13 (aus 389 Startern) ziemlich weit vorne platzieren konnte und echt zufrieden mit seiner Performance war. Das Highlight des Tages war aber definitiv die Verpflegung im Ziel: Protein-Eis! EIS!

Die Laufsaison 2018 kann kommen!

#weranHelsinki

Inzwischen ist der Sommer auch in Finnland angekommen. Der Lebenstil der Finnen in Kombination mit dieser unglaublich schönen Natur hier ist sehr inspirierend. Meine Laufrunde führt vorbei an einer malerischen Burg, entlang den Seeufern, durch den Wald und von einer Insel zur nächsten. Abends wird sich die Zeit genommen, den Tag mit Freunden in der Sauna zu reflektieren. Viele denken, dass die Finnen eher schüchtern und zurückhaltend sind. Das stimmt auch in gewisser Weise, meiner Meinung nach schätzen sie aber einfach die Stille in dieser so lauten Welt – ein weiterer Grund, warum ich mich in dieses Land verliebt habe. Manchmal kommt mir vor, ich träume – nach einem Sprung in den eiskalten See wird mir aber sehr schnell bewusst: Meine Zeit hier ist leider bald vorbei. Dennoch muss ich zugeben, dass die Sehnsucht nach meinem Grazer „Running Squad“ schon ziemlich groß ist und ich mich besonders wieder auf das Mädlstraining freue. Gemeinsam macht es einfach mehr Spaß!

Zum Schluss noch, wie versprochen, die kommentarlose Auflösung des Sprachrätsels: (© very finnish problems):

Keep on running,
Theresa