„Warum macht man so etwas?“, „Bist du verrückt?“ – das sind wahrscheinlich die häufigsten Fragen, die ich gestellt bekomme, wenn die Menschen von meiner Leidenschaft für Trailrunning erfahren. Auch bei diesem Lauf, der für mich der längste bis jetzt war – 69 km und 2237 Hm – ging es mir nicht anders. Umso schöner ist es dann, wenn es in deinem Leben die Menschen gibt, die nicht nur deine Leidenschaft teilen, sondern auch an dich glauben, dass du das auch schaffst. Der Laufvorschlag kam von meiner Freundin Meta Frieß im Herbst, zugesagt hab ich natürlich sofort – geteilte Freude ist ja mindestens doppelte Freude – so war es auch:

Wir beide sind schon am Donnerstag in der Früh zur Einstimmung ins entzückende mittelalterliche Hügelstädtchen Motovun angereist. Unser Morgen begann dort mit einem Strecken-Erkundungslauf durch wunderschöne Gegend von Istrien. Ziemlich schnell sind es 30 km geworden. Wenn man bedenkt, dass wir am Samstag einen Wettbewerb hatten, könnte man meinen, dass es keine kluge Entscheidung war, aber genau darin liegt für mich die Faszination von Trailrunning – du hast schon gewonnen, wenn du unverletzt ins Ziel gekommen bist – alles andere ist und bleibt nebensächlich. Am Abend haben wir das lauwarme Wetter auf der Terrasse genossen, was für uns gleichzeitig bedeutet hat – der Lauf wird heiß… ich glaube, ich könnte stundenlang über meine Eindrücke und Erlebnisse in diesen vier Tagen schreiben, aber ich muss zum Hauptziel meiner Reise kommen – der Istria 100, einer der 42 Laufbewerbe der UTMB World Series Events, wurde 2013 ins Leben gerufen und versammelt heute mehr als 2000 Läufer aus der ganzen Welt. Die Strecke verläuft vom Ostteil der Halbinsel über die höchsten Gebirgsgipfel und endet an der Westküste der Halbinsel. In 5 Distanzen – 100 Meilen, 110 km, 69 km, 42 km und 21 km erlebt man fast alles – schwieriges und technisches Terrain, tiefe Wälder, bezaubernde Hügelstädte im istrischen Landesinneren, schlammige Talmunden, Flüsse und Bäche und all dies getoppt mit einem Ziel für alle Läufe – die Stadt Umag, dem atemberaubenden Panorama… und diesmal auch der Hitze. Felix Krüger startete als Erster von uns allen um 7 Uhr in Buzet, einer wunderschönen Hügelstadt – bekannt als die Stadt der Trüffel, die genau über dem Fluss Mirna liegt. Sein letzter Traillauf lag schon ein paar Jahre zurück und diesmal war es auch sein längster Lauf – 111,5 km mit stolzen 4355 Hm hat er in unglaublichen 16:11:32 überwunden – eine unfassbare Leistung. Herzliche Gratulation! Es wurde der 13. Klassenrang, 79. Gesamtrang Herren und M/W: 90 von 375 Teilnehmern. Um 9 Uhr ging es weiter für Jeremy Gaume und mich mit 69.6 KM 2237 Hm. Yuriy Lipetski habe ich zufällig vor dem Start kennengelernt – runninGraz Shirt erkennt man doch überall ? Yuriy kam schon nach 07:47:42 ins Ziel und wurde 4. Klassenrang, 35. Gesamtrang Herren und M/W: 38 von 511 Teilnehmern. Gleich danach war Jeremy in 07:51:06 im Ziel und wurde 7. Klassenrang, 37. Gesamtrang Herren und M/W: 40 von 511 Teilnehmern. Ich folgte ihm nach 08:15:09 und wurde 1. Klassenrang, 8. Gesamtrang Damen und M/W: 56 von 511 Teilnehmern, die letzten 500 m angefeuert und begleitet von meinen Freunden – Meta Frieß, Sofie Abl, Marie Bakke und Laura Huber – ihnen habe ich mein Tempo von 4:46 beim letzten km zu verdanken – ohne euch wäre dies unmöglich gewesen – danke euch!
Um 12 Uhr war Meta Frieß am Start in Motovun – vor ihr waren 42.2 KM 935 Hm zu bewältigen. Das Ziel war, dass es ihr beim Lauf so gut geht, dass sie glücklich und unverletzt ins Ziel kommt. Sie hat den Lauf in unfassbaren 04:49:09 geschafft und wurde 2. Klassenrang, 18. Gesamtrang Damen, M/W: 107 von 564 Teilnehmern… und sie hat mich dann kurz darauf auch ins Ziel begleitet. Mein großer Dank gilt ebenso Harald Pongratz, der sicherlich die halbe Laufstrecke abgefahren ist, um Meta und mich mental zu unterstützen – sein eigener Lauf war am Sonntag, genauso wie für Sofie Abl, die zum ersten Mal einen Traillauf gelaufen ist. Beide haben die Distanz von 21.8 KM 140 Hm angestrebt und waren leider genauso von der Hitze begleitet wie die Läufer und Läuferinnen aller Distanzen. Sofie erreichte die Ziellinie in 01:58:27 Std. und lief somit unter die Top 10 Damen, 4. Klassenrang und M/W: 58 von 340 Teilnehmern. Harald Pongratz ließ auf sich auch nicht lange warten – in 02:05:10 Std. haben wir ihn glücklich und zufrieden im Ziel empfangen – das war sein erster Lauf nach einer Laufpause und er wurde 11. Klassenrang, 65. Gesamtrang Herren und M/W: 82 von 340 Teilnehmern.

Trotz all den Herausforderungen, die für jede/n einzelnen von uns auf der Strecke unterschiedlich waren, haben wir im Ziel jedoch die gleichen Emotionen empfunden – Stolz, dass du es ins Ziel geschafft hast, Glück, dass du unverletzt bist und unheimliche Freude, deine Lauffreunde im Ziel zu sehen und mit ihnen all die Gefühle teilen zu können.

Text: Elena Horwath